Geschichten, die direkt ins Herz treffen | zurück | sitemap | mail | home |


Nachbarschaft

Wir wurden vor einigen Tagen von Nachbarn beschuldigt, der Aufsichtspflicht unserer Katze gegenüber nicht nachzukommen. Sie verrichte "ihr Geschäft" auf deren Fußmatte im Eingangsbereich.
Die Katze ist nicht dekadent geworden, seit sie die Wildnis verlassen hat und mit uns Menschen in der Zivilisation lebt. Sie hat sich, im Gegensatz zu uns, ihren Instinkt bewahrt. So weiss sie, dass sie während des Verrichtens ihrer Notdurft wehrlos und somit ihren Feinden ausgeliefert ist. Sie würde dies also niemals an einem belebten Ort tun. Hinzu kommt, dass sie ihre Exkremente verscharrt, um ihren Feinden keine Spuren zu hinterlassen. Es ist also atypisch und unglaubwürdig, dass unsere Katze an besagtem Ort besagte Untat begangen hat. Sollte jedoch wider Erwarten ein Beweis (Foto oder Stuhlprobe) vorgelegt werden können und unsere Katze als Täterin eindeutig identifiziert werden, sind wir selbstverständlich bereit, die Kosten für eine neue Fußmatte zu erstatten.

Wir vermuten, dass ein Igel unsere Gegend beglückt. Im vergangenen Jahr wurde uns Igelkot über die Hecke geworfen. Die Nachbarn hatten gemutmaßt, dass unsere Katze auf deren Rasen Kot abgelassen hatte. Auch hier: atypisch. Es war ein Igel, über den sich jeder Gartenbesitzer freuen sollte, denn er frisst unter anderem Nacktschnecken.

Katzen sind Befehlsverweigerer. Sie machen nicht Sitz oder Platz, geben nicht Pfötchen, nehmen keine Demutshaltung ein und gehen nicht bei Fuß oder an der Leine. Nur durch einschmeichelndes Bitten hat man Erfolg - aber auch nicht immer... Ihr Hang zur Unabhängigkeit macht dem Halter die Aufsicht schwer. Daher bitte ich alle Leute, bei denen unsere Katze nicht willkommen ist, durch lautes Händeklatschen oder per Wasserpistole ihren Unmut kundzutun. Katzen sind geräuschempfindlich und scheu und werden nicht gern nass! So kann unsere Katze lernen, dass nicht alle Menschen ihr zugetan sind und ihre grenzüberschreitenden Missetaten tolerieren.

Mary Strasdas

Danke an Mary (Juli 2003)