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Eigentlich...

wollte ich gar keine Katze haben. Wenn ich daran dachte, dass die dann auf dem Bett sitzt und so weiter. Nein, es kommt mir keine Katze ins Haus. Im März 1992 lernte ich meinen Mann kennen. Im Juli zog er bei mir ein. Von da an lamentierte er in regelmäßigen Abständen "ich hätt' so gern eine Katze". Auf meine Frage: "Was willst Du denn damit", antwortete er immer wieder: Ich hätt' so gern ein Haustier. Ich mag Katzen". In der ersten Wohnung wollte ich keine Katze. Die Wohnung war zu klein für zwei Personen. Und dann hatte ich Angst, sie würde vom Balkon fallen. Gegenüber wohnte ein junger Mann, der hatte zwei wunderschöne Perserkatzen. Ich war fasziniert von diesen zauberhaften Geschöpfen. Aber wie gesagt, in dieser Wohnung wollte ich keine Katze halten.
Weihnachten 1994 mußten wir umziehen. Die neue Wohnung war fast doppelt so groß. Aber wir hatten keinen Balkon. Also wieder keine richtige Umgebung für eine Katze. Die Nachbarn unter uns hatten drei Katzen. Ich war immer wieder begeistert, wenn ich diese kleinen Wesen beobachten und streicheln konnte. Und da erwachte zum ersten Mal der Wunsch nach einer Katze. Aus dem Tierheim wollten wir eins nehmen, soviel stand fest.
Im Frühjahr 1998 entschlossen wir uns aufs Land zu ziehen. In eine große Wohnung mit Balkon. Diesen könnte man als Freigehege für Katzen herrichten. Genau das Richtige. Wir zogen dort im Mai 1998 ein. Nachdem alle Kisten ausgepackt waren, alles an seinem Platz war, beschloss mein Mann ein Kätzchen aufzunehmen. Wir schauten in die Zeitung, ob jemand Kätzchen abzugeben hatte. Nichts. Wir riefen im Tierheim an, um zu hören: "Es sind zurzeit keine Kätzchen da". Die Nachbarn gegenüber hatten zwei Katzen. Eine davon kam immer zu mir und ließ sich streicheln. Ich war angetan. Der Wunsch nach einer Katze wuchs.
Eines Tages erzählte mir diese Nachbarin, dass die Katze ihrer Kollegin Junge bekommt und sie hätte sich eines davon bestellt. Wir beneideten sie. Kurz danach kam diese Nachbarin zu uns und fragte, ob wir diese Katze nehmen könnten, wenn sie sie nicht bei ihren beiden Katzen integrieren könne. Mein Mann willigte sofort ein und sagte: "Die schenk' ich meiner Frau zum Geburtstag". Am 29. August sollte die Katze bei uns einziehen. Am Abend zuvor saßen wir beide da mit dem Familienstammbuch und suchten nach einem Namen. Bei dem Namen Sophie waren wir uns einig. Sophie kam am nächsten Tag; es war ein Samstag. Die Nachbarin trug sie vor dem Bauch nd drückte sie mir in die Hand. Es war Liebe auf den ersten Blick. Ich hatte Tränen in den Augen. Dieses niedliche kleine Wesen (9 Wochen alt) sollte ab jetzt mir gehören. Wir gingen kaum noch weg, abends schon gar nicht, damit Sophie nicht alleine war. Sie fühlte sich hier sofort wohl, hat auch gleich gemerkt, dass sie bei guten Leuten gelandet war und dass sie uns erziehen konnte! Ich hatte noch nie so viel Spaß mit irgendeiner Sache wie mit dieser kleinen Katze.
Im Winter beschlossen wir, noch ein Kätzchen aufzunehmen, damit Sophie nicht allein war und jemanden hatte, mit dem sie spielen und kuscheln konnte. Also wieder in die Zeitung geschaut, Tierheime und Tierschutzvereine angerufen. Nichts. In Eschborn haben wir einen jungen Kater gefunden, der altersmäßig zu ihr gepaßt hätte. Aber als die Tierschützerin ihn hierher brachte, hat ihn Sophie mit Schimpf und Schande aus dem Haus gejagt. Schade.
Im Februar 99 stand ein rotes Perserkaterchen in der Zeitung von einer Hobbyzüchterin. Wir schauten ihn uns an. Liebe auf den ersten Blick. Wir nahmen ihn mit. Vier Tage Streß; mein Mann schlief im Wohnzimmer auf der Couch und hat das Katerchen bewacht. Danach waren Sophie und Sascha ein Herz und eine Seele. Gott sei Dank. Im November war Sophie rollig und wurde am 1. Februar 2000 stolze Mutter von vier Babys. Wir wurden Großeltern von je einem cremefarbenen Bübchen und Mädchen sowie je einem roten Bübchen und Mädchen. Mit vier Babys hatten wir nicht gerechnet. Höchstens drei. Wir überlegten, ob wir alle weggeben oder nur einen Teil. Erste Überlegung: wir geben alle vier weg.
Nachdem wir uns an diese kleinen Wichtel gewöhnt hatten, wollten wir nur noch zwei weggeben. Am 1. März verteilten wir die Namen: Berny für den roten Kater, weil er ein echter Kumpel ist. Nina für das rote Mädchen; klein und schüchtern. Daisy für das cremefarbene Mädchen, weil ich sie einer netten Person geben wollte und es sollte eine Daisy sein. Das vierte Kätzchen nannte ich Laura. Beim Impfen stellte sich dann heraus, dass Laura ein Katerchen ist. So wurde aus Laura ein Nico. Alle fühlten sich hier wohl und nach 10 bis 12 Wochen, als man sie hätte abgeben können, hatten wir uns so an die kleine Bande gewöhnt und beschlossen, dass wir sie alle behalten. So kam ich zu sechs Katzen.
Mit der Züchterin, bei der wir Sascha gekauft hatten, hatten wir ein freundschaftliches Verhältnis und trafen uns von Zeit zu Zeit. Weihnachten 1991 fragte sie uns, ob wir noch ein Kätzchen haben wollten, sie würde uns eins schenken. Ich suchte mir einen rot-weißen Shorthair aus und bat um eine Woche Bedenkzeit. Dieser kleine Kerl wurde ein Weihnachtsgeschenk und fand ein nettes Zuhause bei sehr lieben Leuten, die ihn Boris nennen. Im Februar kam die Züchterin wieder auf uns zu und fragte, ob wir nicht den kleinen schwarzen Shorthair nehmen könnten; sie möchte ihn nicht an Fremde oder an Züchter verkaufen. Er solle in gute Hände und ein sicheres Zuhause haben. Wir baten wiederum um eine Woche Bedenkzeit. Ein Spielgefährte für die kleine Daisy! Das war unser erster Gedanke. Ende Februar 2002 holten wir den kleinen Ali Baba, den wir liebevoll Alex nennen, zu uns. Nummer 7.
Die Züchterin brachte irgendwann Kätzchen von einer Freundin aus der Schweiz mit. Darunter war ein Blacksmoke, namens Jasom. Dieser spielte so gern mit Alex. Nachdem Alex weg war, suchte er ihn und war traurig, dass sein Spielgefährte weg war. Das haben wir von der Züchterin erfahren und es tat uns leid. Im August erfuhren wir von der Züchterin, dass der kleine Jasom kastriert und vermittelt werden sollte. Als ich das meinem Mann erzählte, fragte er nur: "Das ist doch der kleine Kater, mit dem Alex immer gespielt hat"? "Genau dieser". Er griff zum Telefon, rief die Züchterin an und sagte ihr, dass wir den Jasom auch noch nehmen, damit Alex einen Kameraden hat. Zwei Tage später, es war der 30. August, holten wir ihn ab.
Wir stellten die Transportbox ins Wohnzimmer und machten den Deckel auf. Er stand in der Box, die Pfötchen auf dem Rand und schaute in die Runde. Alle Katzen gingen zur Box und beschnupperten ihn. Manche ließen einen Verlegenheitsfaucher los. Alex kam zu ihm und war ganz aus dem Häuschen. Der Wedel bewegte sich ganz aufgeregt. Man konnte förmlich seine Gedanken lesen: "Hallo Kumpel, kennst Du mich noch. Wir haben als kleine Buben zusammen gespielt. Ich freue mich, dass Du da bist. Herzlich willkommen."
So kam ich zu acht Katzen und einem Hamster. Den Hamster brachte mein Mann kurz vor Weihnachten 1999 mit. "Den hat jemand bestellt und nicht abgeholt. Hat mir so Leid getan", sagte er und stellte den Hamsterkäfig in eine sichere Ecke. Mein erster Gedanke war: "Um Himmelswillen, die Katze ist doch schwanger".
Leider haben wir im Februar 2003 unseren lieben Sonnenschein Sascha verloren. Diagnose: ein Tumor. Es war nichts mehr zu machen. Wir mußten ihn einschläfern lassen. Das war für uns ein sehr großer Verlust. Sein Platz bleibt leer. Nie werden wir ihn vergessen. Er wurde nur vier Jahre und fünf Monate alt.
Sophie hat um ihren Mann sehr getrauert. Er wurde von allen vermisst und wir werden die fragenden Blicke der anderen Katzen nicht vergessen. Die Trauer um ihn war mehr als schmerzlich. Aber unser Leben musste ganz normal weitergehen, denn die anderen Vierbeiner haben uns auch gebraucht.
Sophie feiert im Juni 2003 ihren fünften Geburtstag und erfreut sich bester Gesundheit. Wenn ihre Kinder mal über die Strenge schlagen, gibt es ein paar auf die Ohren und dann funktioniert das Katzenfamilienleben wieder.

Danke an Inge (August 2003)